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Und die Nacht gibt mir einen Zungenkuss
Poem (1991 bis 1996)
Berlin im Nebel
in den Knochen feuchte Kälte
sentimentales Frösteln
sucht dampfende Lust.
Ein trüber Tag spuckt Regen auf die Straße.
Und weil die Zeit sich langweilt,
feiern verdrängte Träume ihren Selbstbetrug.
Nur ein Augenblick,
fallengelassen in mich selbst,
berauscht sich an einem tiefen Atemzug.
Ist er vorüber,
bleibt nur ein farbloser Traum
als Gast im Niemandsland,
suchend aufgebrochen
und über Fragezeichen gestolpert.
Dem Willen selbst die Augenbinde angelegt.
Das Exekutionskommando lädt mit Zweifeln
und schießt scharf mit Bequemlichkeit.
***
Hier im trüben Licht
gibt die Nacht mir einen Zungenkuss,
der nach Rauch schmeckt.
Füllt mir den Mund mit Gedanken,
die mir aus dem Schädel poltern.
Raus damit!
Soll’n sie doch andere quälen, foltern!
Und zwischendurch
suche ich immer wieder den Blick einer Frau,
die da drüben steht
VIELLEICHT!!!
***
Komm,
fass mich an!
Und lass Gefühle Walzer tanzen!
Ausgelassen,
zärtlich,
nackt!
Fass mich an!
Und vergiss für eine Nacht das Morgen,
das Dich mit langem Arm gepackt!
Komm doch!
Nimm meine Hand!
Wir klettern auf unsere Zärtlichkeit
und spucken von oben auf die Welt!
Ach komm doch, komm!
Nageln wir mit Küssen an die Wand
die Angst, die Dich gefangen hält!
***
Hinter der Bar
lächelnd träumendes Gesicht,
während Hände Gläser füttern,
für fremder Leiber lauter Gier.
Nicht streift mich ein Blick, ein lieber.
Und verbrannt vom Sehnsuchtsfieber,
bestell ich,:
"JUNGE FRAU! VIER BIER!".
Ich trink sie auf mein Tier.
Siehst du’s da auf meiner Schulter sitzend,
hält mir die Augen zu und grinst,
schmatzend sabbernd grauen Nebel spritzend,
gesäugt mit dem Saft der keuchenden Lust
auf ihrer Jagd nach der nächsten Umarmung
gestillt mit durchzechter Nächte Frust.
Schneller immer schneller tanzt’s im Kreis,
wirft meinen Willen ins Feuer.
Heller immer heller brennt es heiß.
Es frisst an meinen Träumen und Gedanken,
und selbst Marias süßer Atem
reißt mich nicht aus seinen Pranken.
***
Du hast sie mir vom Mund gerissen,
du fahler Morgen,
der die Nacht geweckt!
Doch selbst der Wein,
(den ich mit schwerer Zunge trank)
hat noch nach ihr geschmeckt.
Grell mit Einmaligkeit geschminkt,
kroch Erinnerung aus ihrem Schoß.
Eine Nacht gebadet im Schweiß der Lust,
tanzte sie eine alte Weise
und wärmte doch nur meine Lenden
Zurück in grauen Schlaf fällt sie darauf,
und bis sie nochmals tanzt - für eine Nacht,
weck’ ich sie nicht auf.
Zuviel Zweifel wo schon Begehren ist
und viel zu oft
Gefühl zu früh gehisst!
Ich suchte Zärtlichkeit,
Wüste ich fand.
Und die Liebe? -
vertrocknet,
Brunnen der Lust? - er war voll Sand.
***
Das Cafe macht dicht
es ist spät.
Ich trete auf die Straße
und ich atme tief
kühle Nachtluft
gewürzt mit Großstadtmief.
Die Hektik des Tages ist verstummt
und
nur ein leises Rauschen
mit Fetzen aus fahlem Laternengelb vermummt
schleppt sich um die Häuser
bis der neue Tag anbricht.
Und dann war es nur ein Traum
einer schnell vergessenen Nacht!
Du küsstest mich
und
deine feuchten Lippen
waren wärmer als deine Augen.
Ich wollt’
noch weiter an ihnen saugen,
doch dann bin ich aufgewacht.
Und der schöne Traum
geschlagen um Längen
vom tristen Tag.
Ich trete auf die Straße
und selbst meine Jacke lässt den Knopf hängen.
***