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W. Majakowskij

Lilitschka

(Nachdichtung nach einer Übersetzung von Julia Fischer)

Luft gemischt mit Tabakqualm,

das ist die Farbe von Dantes Hölle.

Deine Hand in meiner,

(nur das Fenster sah es)

zärtliches Gebet,

und ekstatischer Psalm,

Heut zwängt dein Herz das Eisen.

Nur einen Tag noch.

- ich fühl’s -

und erneut beschimpft

flieh ich,

geh auf Reisen.

Mein Arm, zittert brechend,

wie mein Herz,

verfehlt den Ärmel im trüben Flur.

So nehm ich Anlauf, gierlos zechend.

Werf den tränenfeuchten Leib

in verzweifelter Straßen gepeitschte Spur.

Nur das nicht!

Dann lieber gleich die Tür geknallt!

Du sollst sie tragen, Liebste,

die Last der Schuld,

die sich an dir festgekrallt!

Sturzflutend tränen Schreie – ein letztes Mal.

Erschöpft man den Stier

durch schwerer Arbeit Qual,

wird er eilen,

sich in kalten Gewässern zu strecken.

Für mich gibt’s kein Meer, noch Seen

außer deiner Liebe.

Doch bei dir gibt’s keine Rast, kein Verweilen.

Da kann ich noch so betteln, fleh‘n.

Wünscht der müde Elefant sich Ruh,

in flammenden Sand sinkt er,

majestätisch - bequem.

Doch meine Sonne bist DU,

und ich weiß nicht mehr,

wo du scheinst, für wen.

Quältest du den Poeten auf diese Weise,

tauschen würd er die Geliebte

gegen Rum, Geld, die schönsten Preise!

Doch nichts, rein gar nichts,

gleicht des geliebten Namens Klang.

Kein giftiger Trank netzt meine Lippen,

kein Treppenflur bricht mein Genick,

schaff’s nicht mal, den Hahn zu spannen.

Selbst die schärfsten Dolche

kratzen stumpf die Rippen,

im Vergleich zu deinem Blick.

Schon morgen vergisst du,

dass ich dich krönte,

dass ich deine blühende Seele

mit Liebe verbrannte

und dich endlos verwöhnte.

Ein aufgewirbelter Karneval hastiger Tage

wird die Seiten meiner Bücher zerzausen...

Als ob m e i n Wort zum Halten zwingt

das wirbelnde Laub,

wie‘s tanzt und singt,

in wildem Ritt.

Will nur meine Zärtlichkeit zu Boden legen,

als Teppich

für deinen enteilenden Schritt.

26. Mai 1916, Petrograd

18. / 25. September 2002, Berlin

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